Die Vorlesestunde galt schon als verpatzt, als die Bibliotheksdirektorin die Kinderbibliothek betrat: „Die Schüler, die heute vorlesen sollten, sind nicht erschienen, und das Vorlesebuch und auch alle anderen Raupenbücher sind ausgeliehen! Was sollen wir denn jetzt machen?“

Alle liefen und riefen durcheinander, und panische Ratlosigkeit stand in den Gesichtern: Vor der Tür warteten 20 Vorlese-Club-Kinder, die pünktlich um 15 Uhr zur Raupenvorlesestunde reingelassen werden wollten.

Die Direktorin schob den betreuenden Lehrer freundlich zur Seite und gab vier Kommandos:

1. „Schnell, jemand läuft in die Buchhandlung um die Ecke und kauft Die Raupe Nimmersatt. Wir haben noch 10 Minuten Zeit, das schaffen wir!“
2. „Team 2 bastelt eine Papier-Raupe aus bunten Kullern: Dafür nehmen wir als Schablone die gespülten Latte-macchiato-Becher!“
3. „Team 3 holt den CD-Player und baut auf!“
4. Team 4 (die Direktorin selbst) rennt die zwei Etagen rauf in ihr Büro und sucht diese flotte Musik, zu der man so gut springen und hopsen kann!

Das gesamte Team stand um 15 Uhr lächelnd am Eingang und begrüßte die Kinderschar. Nach der Vorleserei mussten sich die lieben Kleinen als Raupen auf den Boden legen, sich die Metamorphose denken und als Schmetterlinge auf die Welt kommen. Die Jungs hatten das wieder mal falsch verstanden und verwandelten sich in Düsenjäger. 😉

Dann wurde rumgeflogen und wenn die Musik stoppte, bückten sich alle Schmetterlinge, Düsenjäger und die sonstigen Raketen und nuckelten an einer imaginären Blume. Das sah allerliebst aus! Vor allem die fröhliche Oma, die einen quicklebendigen Düsenjäger als Enkelsohn hatte, freute sich und kam am Ende auf die Direktorin zu: „Sagen sie mal, sind Sie eigentlich Kindergärtnerin? Den Kindern hat das so gut gefallen! Ein solches Programm könnten Sie doch mal auf unserem nächsten Kindergeburtstag machen, oder? Kann man Sie engagieren?“

Tja, wenn die Woche acht Tage und der Tag 28 Stunden hätte … 😉