Täglich kontrolliert die Direktorin die Broschürenständer im Eingangsfoyer und räumt auf, legt hin und wirft weg, was dort nicht hingehört. Wird sie dort identifiziert, fängt die Kundschaft gerne ein Gespräch mit ihr an, das meistens mit den lauten Worten beginnt: „Ach, wo isch Sie jrad sehe!“ Da weiß sie dann gleich, woran sie ist, stellt das Arbeiten ein und ist ganz Ohr. Verbesserungsvorschläge, Anschaffungswünsche, private Lesetipps von Kunden, die angeblichen Spitznamen der Mitarbeiterinnen, vermeintliche Schwangerschaften, Kritik an Staat, Stadt und Land– es ist eine große Bandbreite zu verzeichnen!
Doch dieses Mal kam unsere Direktorin gut mit der Arbeit durch. Sie umkreiste den letzten Ständer mit einem prüfenden Blick und wollte gerade gehen, als sie eine schemenhafte Bewegung hinter sich wahrnahm. Sie spürte einen kalten Hauch im Nacken, schrak zusammen, drehte sich um, doch da war der Mann schon ganz nahe heran. Die Direktorin erstarrte– an Flucht nicht mehr zu denken, denn der Mann hatte schon zugegriffen und hielt sie am Arm. Gnadenlos schaute er ihr in die Augen und flüsterte ihr verschwörerisch ins Ohr:
„Auf der Männertoilette ist die Seife alle! Können sie da mal schnell für Nachschub sorgen?“