Handystress im Haupteingang

Bibliotheken waren mal ein Ort der kontemplativen Ruhe!

Man konnte sich dort irgendwo niederlassen, leise in spannenden Büchern blättern und lesen, bis man einschlief. Das ist in den besten Lesesälen vorgekommen. Auch heutzutage werden in den Abendstunden unsere Gäste oftmals müde und halten dann im Lesecafé, das von außen so gut zu betrachten ist, gerne ein Nickerchen. Zusammengesunken über ihrer Lektüre bieten sie dem Betrachter ein friedliches Bild. Nebenan, in der Kinderbibliothek, sinken abgekämpfte Mamas schon mal auf den weichen Sofas in sich zusammen, blinzeln noch mal kurz und sind in null Komma nix eingeschlafen.

Im Unterschied zur ersten Schläfergruppe sind die Mamas völlig pflegeleicht: Sie schlafen feste durch, auch wenn drumherum der größte Krach veranstaltet wird. Die Lesecafé-Schläfer (das sind überwiegend Männer! 😉 ) aber sind eigenwillig. Tosende, schräge, plärrende oder quickende Handy-Klingeltöne lassen sie permanent hochschrecken, so dass an einen geruhsamen und gesunden Schlaf nicht zu denken ist. Dreimal geweckt stehen sie dann endlich missgelaunt auf, um sich zu beschweren und verlangen Regeln. So entstand das Handy-Verbot.

Gleich am Eingang hängt das durchgestrichene Handy an der Scheibe, damit man’s gleich sieht. An ungefähr 10 anderen Stellen in der Bibliothek wiederholt sich der nonverbale Hinweis– die Wirkung aber ist vollständig zu vernachlässigen. Die Handy-Telefonierer sind ohne Hemmungen bei der Sache, stehen gerne mitten im Eingang und reden dort vorwiegend laut mit irgendwem.

Das glauben Sie nicht? Na, dann kommen Sie doch mal mit!

Sieh an, da steht doch wieder so eine Handy-Frau. Ihre Außenwahrnehmung ist deutlich vermindert und die Bibliotheksdirektorin hat Mühe, während der Telefoniererei einen Kontakt zum Zweck des Regeltransportes herzustellen. Der Satz „Bitte schalten Sie jetzt Ihr Handy aus!“ wird mit zwingender Beharrlichkeit wortgleich mindestens dreimal wiederholt. Die Handy-Dame fühlt sich bestenfalls gestört und dreht abwehrend ab, telefoniert einfach weiter und steigert die Lautstärke.

Jetzt ist Ganzkörpereinsatz nötig! Die Biblioheksdirektorin umrundet die Dame und versucht es von der anderen Seite. Wieder dreht die Dame ab. Ein neuerlicher Versuch klappt dank schneller Beinarbeit! Die Direktorin hat endlich Blickkontakt und schaut in ein wütendes Gesicht. Der dazugehörige Mund klappt auf und folgende Worte werden herausgeschleudert:

„Sehen Sie denn nicht, dass ich gerade telefoniere?“

Ja, genau! 😉

Ein Gedanke zu „Handystress im Haupteingang

  1. Die Antwort ist ja wirklich unverschämt *kopfschütteln*
    Mit diesem Problem schlagen sich auch Unibibliotheken herum. Unser Ausleihbereich ist ja vom Lesesaal durch Glastüren abgetrennt. Nachdem eine Nutzerin durch eben diese Türen kam und in unserem Arbeitsbereich lautstark telefonierte, wurde sie auf das Handyverbot aufmerksam gemacht und antwortete unschuldig: „Wieso? Der Bereich hier gehört doch gar nicht mehr zur Bibliothek!“

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