Die Ferien hatten gerade begonnen und unsere Direktorin hatte Besuch: Ihre Großneffen und -nichten sprangen herum. Mit der kleinen Großnichte aß sie abends und am Wochenende am liebsten Hühnersuppe, die große Großnichte brauchte eigentlich nur einen Spiegel und viel Glitzerschminke, und der Großneffe lief gerne im Blaumann herum und sägte und ackerte im Garten. Wie freute sich die Bibliotheksdirektorin, als sich beim Sägen ein literarisches Gespräch entwickelte.
– „Du sag’ mal, Du kennst doch so viele Bücher und hast doch auch welche; ich muss nämlich eins für die Schule lesen. Kannst Du mir das in den Ferien leihen?“
– „Ja klar!“ antwortete die Direktorin. „Wie heißt denn das Buch?“
– „Wie, wie das heißt?“
– „Na, der Titel vom Buch, wie lautet der?“
– „Ja nee, das weiß ich nicht, da muss ich mal gucken, wo ich das habe, ich sag’ Dir morgen Bescheid.“
Der Großneffe ging auf die Suche, und kurz vor dem Ferienende wurde er fündig: „Ich hab ’s!“ rief er fröhlich. „Das Buch ist von einem Henker und einem Dichter! Hast Du das?“
Gott sei Dank fand die Direktorin den Dürrenmatt-Krimi in ihrem Bücherschrank. Und auch wenn der Titel nicht so ganz der Erwartung entsprach, fing der junge Mann sofort an zu lesen …
„Der Großneffe ging auf die Suche, und kurz vor dem Ferienende wurde er fündig: …Ich hab … … rief er fröhlich. …Das Buch ist von einem Henker und einem Dichter! Hast Du das? …“
Worte aus Kindermund können ja so erfrischend sein – ich musste herzhaft und laut lachen. Und es erinnert mich an eine ähnliche Begebenheit in der Wuppertaler Schwebebahn.
Fragt ein Kind seine Mutter: „Mutti, was ist ein Depot?“ Darauf die Mutter ganz spontan: „Das ist das Schlafzimmer der Schwebebahn.“