Besser ’ne Taube auffem Dach, als …

… inner Bibliothek: Schon vor der samstäglichen Öffnungszeit saß sie bei „Grusel, Horror, Fantastisches“ und wackelte mit dem Kopf.

„Ja, wie bist Du denn reingekommen, mein Täubchen?“ gurrte die Bibliotheksdirektorin und das schillernde Wesen gurrte zurück und machte sich auf den Weg zur Lyrik. Bei den Märchen schaltete die Direktorin endich, flitzte in die Küche und suchte nach Brotkrumen. Das Täubchen folgte der Brotspur dann sehr bereitwillig in den Lesegarten und ließ sich dort nieder.

Zwei Stunden später war das schillernde Täubchen immer noch da. Die Tierärztin, die angerufen wurde und nach drei Stunden kam, traf nur noch von zwei lauernde Krähen an, und die Belegschaft begann langsam zu trauern. Nach vier Stunden lungerte Madame Taube jedoch wieder bei den Romanen herum: „Verflixt, wo hattest du dich denn versteckt?“ fragte sich die Direktorin erleichtert und rief bei der Feuerwehrleitstelle an:

„Achtung, das ist kein Notfall. Wir haben eine notgelandete Taube in der Bibliothek, die unbedingt das Wochenende hier verbringen will. Bitte schicken Sie Hilfe!“

In Nullkommanix war eine weitere Tierarztin vor Ort, und eine kleine Prozession formierte sich: Vornweg die Taube, dahinter die Ärztin, dann die Direktorin und am Ende die verehrte Kundschaft. Wohin des Wegs? In die Kinderbibliothek, da ist doch am meisten los!

„Alle Kinder sind jetzt mal ganz leise und bewegen sich nicht! Wir müssen hier eine Taube fangen!“

Dieses Kommando der Bibliotheksdirektorin bewirkte selbstverständlich sofort das Gegenteil: „Hey, hier ist sie, kommt alle schnell!“ schrien vor allem die Jungs laut und rannten hektisch durch alle Gänge. Die Taube war schnell genug und machte den Wettlauf gerne mit, aber die Ärztin war noch schneller und hatte ein Netz dabei.

Nach nur fünf Stunden war dann alles wieder ruhig. Wir kümmern uns eben auch um literarisch interessierte Brieftauben. Vielleicht schaut sie ja wieder einmal vorbei … 😉