Er tauchte abends in der Kinderbibliothek auf, ließ seinen Blick schweifen und sagt: „Hier ist es aber schmutzig, ich sauge mal ein bisschen, ja?“

Die Kolleginnen aus der Kinderabteilung sind sehr souverän im Umgang mit besonderen Nutzergruppen, und so lautete die Antwort einfach: „Ja, gerne! Machen Sie das ruhig!“

Der fremde Mann wirkte harmlos, ein wenig anders zwar, aber was soll die Diskussion: Wenn hier einer putzen möchten, kann er das gerne tun! Sein vorgebliches Saug-Gerät war aber von etwas bemerkenswerter Natur: Es macht ordentlich viel Krach, hatte aber keine Saugdüse, so dass der Dreck schön liegen blieb. Nach ca. 20 Minunten aber war die Putzorgie vorbei und der Mann meinte: „So, jetzt ist es schön sauber hier! Ich geh‘ dann mal wieder. Den Staubsauber lasse ich hier, denn morgen komme ich wieder!“ Die Kollegin nickte zwar ein wenig fassungslos, aber da war er schon draußen. Sie stellte das Krach-Gerät in die Ecke neben unseren Teppich-Dackel und dachte:

„Naja, den sehe ich bestimmt nie wieder, und dann werfen wir den kaputten Staubsauger einfach weg!“

Doch am nächsten Tag erschien der Mann tatsächlich wieder und hatte – man glaubt es nicht – einen zweiten funktionslosen Staubsauger unterm Arm. Dieser hatte gar kein Stromkabel, was ihn aber nicht hinderte, damit über den Teppich zu rutschen. Gottseidank konnte der Staubsauger-Mann dieses Mal überredet werden, seinen Sauger wieder mitzunehmen. Wir waren jetzt doch etwas überfordert: Wenn der nun täglich käme und bei uns eine Armada von kaputten Staubsaugern abstellte …

Ein Anruf bei den Kollegen vom Psychosozialen Trägerverein brachte keine wirkliche Hilfe. „Aushalten! Der ist ganz harmlos!“, lautete die Devise.

Und danach: Er kam nicht mehr und fast vermissten wir den Mann. Bis zu dem Tag, an dem ich in die Tiefgarage fuhr und einen Staubsauger fein und mittig auf einem Parkplatz abgestellt vorfand! 😉

Seitdem fehlt jede Spur von unserem „Staubsauger-Mann“! Dreckige Teppiche gibt es ja genug!