Der Direktorin liebstes Hobby

Der Montag begann chaotisch: Die Notbeleuchtung ging nicht aus, dafür die Lüftungsanlage nicht an. Die Bibliotheksdirektorin suchte eine Stunde lang die Post: Der Postbote hatte den grünen Sack mal wieder irgendwo in die Rabatten geworfen– sie fand ihn zwischen den Blumenkübeln, sehr gut getarnt. Die kleinen Geistesblitze, die der Direktorin bei dem Gerenne durch den Kopf schossen, ignorierte sie geflissentlich:  Selbstverständlich war das alles ihr Job.

Um 17 Uhr knallte es dann richtig: Auf der Herrentoilette hatte sich eine schwere Metallplatte aus der Deckenhalterung gelöst und war einem Besucher, einem Touristen, auf den Kopf gefallen– der gleich zum Arzt, die Direktorin ans Telefon. Da hatte wohl einer bei der Reparatur vor drei Tagen die Platte nicht wieder richtig eingesetzt.

Fünfundvierzig Minuten und zwölf Telefonate später schnauzte sie den Gebäudemenschen auf der anderen Seite dann endlich an:

„Nein, wir warten nicht bis morgen und telefonieren dann ein bisschen weiter. Sie kommen jetzt, reparieren was defekt ist und prüfen die restlichen Platten. Dann geben Sie uns die Gewähr, dass hier alles in Ordnung ist!“

Zehn Minuten später war der Blaumann, der gerade noch gar keine Zeit gehabt hatte, da. Fachmännisch guckte er sich die Bescherung an und sagte dann vorwurfsvoll: „Da war jemand dran! Das sieht ganz anders aus als letztens!“

Er schaute die Direktorin an, die schaute den zweiten Blaumann an, und dann guckte sie selbst in die Decke hinein. Sollte sie dem Techniker verraten, dass es ihr neues, geheimes und liebstes Hobby ist, einmal täglich auf das müffelnde Männerpissoir zu steigen und mit halsbrecherischen Verrenkungen die Deckenplatte zu lösen?

Sie schwieg , drehte sich um und ging grinsend davon. 😉

3 Gedanken zu „Der Direktorin liebstes Hobby

  1. Oh mein Gott. Das ist doch wieder einmal typisch.
    Ich hoffe sehr, du erzählst uns später mal mehr über dein skurriles Hobby. Interessiert mich! 😀

  2. „Das war ich nicht, da ist schon so gewesen“ oder alternativ „das war letztes Mal ganz anders“ sind wirklich amüsante Bauarbeiterkonter.
    Die sind wirklich überall gleich. ^^

  3. Ja, es gab doch diesen lustigen Film, indem ein ehemaliger Juwelendieb, auf der Flucht vor der Polizei, sein Diebesgut – einen Diamanten – in einem leerstehenden Haus an die Wand gepappt hatte. Nach seiner Entlassung musste er feststellen, dass in diesem leerstehenden Haus nun die Polizei Dienststelle beheimatet ist. Naja, als selbsternannter Super Police-Officer schleust er sich ins Team und versucht an seinen Diamanten ranzukommen. Dazu muss er auf der Toilette die Deckenplatte lösen, um in Schächte zu gelangen, wo der Schatz liegt… Bist Du sicher Claudia, dass wir nicht nocheinmal besser nachschauen sollten???

Kommentare sind geschlossen.