Alte Bücher an Elektroschrott

Die Menschen haben freundliche Vorstellungen vom Arbeitsleben einer Bibliohteksdirektorin. Hier eine kleine Kostprobe.

Noch im Mantel und vor Eroberung des Arbeitsplatzes findet die erste Besprechung über den Bestseller „Irre“ auf auf der Treppe statt. Der Messebesuch der Azubine wird dabei auch schnell abgeklärt und die Praktikantin lernt– ruck, zuck– wie das  Lochen von vier Löchern geht.

Jetzt den Rechner anschalten, Mantel ausziehen, Luft holen und die Krankmeldungen sichten. Ah, fünf Leute wollen zurückgerufen werden, doch dazu kommt die Direktorin vorerst nicht.  Der Mann am anderen Ende der Leitung ist schneller und will unserer Direktorin eine Beschallungsanlage zum Verleihen an ihre Kundschaft schmackhaft machen. Braucht sie die? Nö!

Kurze Zeit später versuchen am Telefon diverse weibliche Leseratten der frechen Art, ein Engagement in der Stadtbibliothek zu ergattern. Hat die Direktorin Geld dafür? Nö!

Dann ruft ein Händler aus Leipzig an: Alte Bücher will er verkaufen– Gott sei Dank hat die Bibliotheksdirektorin davon selbst genug und sagt: Nö!

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Ein Wunder

Der SommerLeseClub startete bereits zum dritten Mal und bekam eine neue Regel: Über jedes gelesene Buch musste ein Blogbeitrag auf der Jubiso veröffentlicht werden. Das langwierige und flüchtige Nacherzählen der Bücher sollte der Vergangenheit angehören.

Die Direktorin und ihre Editorin halfen den kleinen AutorInnen kräftig, formulierten mit, auch mal ganz neu oder völlig um. Sie hatten bis in die Nächte zu tun, erklärten Buttons und schalteten Beiträge frei– nie ohne motivierend zu gratulieren. Dabei entdeckten die beiden echte Naturtalente, Stilblütenblogger und faule Säcke, die nur das Minimum von drei Bücher ins Internet brachten. Der Administrator des Blogs, kurz admin genannt, hielt sich im Hintergrund, konzentrierte sich auf  Tipps aus dem formal-technischen Bereich und schickte Begrüßungsmails an die Neuen: Unterschrift admin.

Bei der Abschlussparty lernten sich dann alle bei Pizza Margherita kennen. Ein kleiner Fünftklässler schlich dabei immer um den admin herum. Als die Bibliotheksdirektorin ihn aufmunternd ansprach, purzelte es aus ihm heraus:

Der admin ist ja ein Mensch!

Der admin verbeugte sich lächelnd und reichte dem Kleinen die Hand.

Solo an der Ausleihtheke

Bibliotheken sind Orte der Stille– zumindest versuchen sie das zu sein! Das soll durch Regeln, Hinweise oder auch den Einsatz entsprechender Geräte bewerkstelligt werden.

Zu diesen  Geräten gehören auch CD-Abhörstationen: Verteilt im ganzen Haus kann man dort stundenlang sitzen, träumen, sich ausruhen, mit den Füßen wippen, eine kleine Auszeit nehmen und derweil Hörbucher, Popmusik, Meditationsklänge oder anderes anhören.

Unsere Direktorin kam zur abendlichen Öffnungsstunde an die Ausleihtheke. Sie schaute sich irritiert um– sangen die Kolleginnen jetzt neuerdings bei der während der Ausleihe? Das musste aber noch besser werden! Ein genauer Blick genügte: Nein, die Damen lächelten, sangen aber nicht. „Wer singt denn da so schief?“ fragte sie staunend … Weiterlesen

Der Direktorin liebstes Hobby

Der Montag begann chaotisch: Die Notbeleuchtung ging nicht aus, dafür die Lüftungsanlage nicht an. Die Bibliotheksdirektorin suchte eine Stunde lang die Post: Der Postbote hatte den grünen Sack mal wieder irgendwo in die Rabatten geworfen– sie fand ihn zwischen den Blumenkübeln, sehr gut getarnt. Die kleinen Geistesblitze, die der Direktorin bei dem Gerenne durch den Kopf schossen, ignorierte sie geflissentlich:  Selbstverständlich war das alles ihr Job.

Um 17 Uhr knallte es dann richtig: Auf der Herrentoilette hatte sich eine schwere Metallplatte aus der Deckenhalterung gelöst und war einem Besucher, einem Touristen, auf den Kopf gefallen– der gleich zum Arzt, die Direktorin ans Telefon. Da hatte wohl einer bei der Reparatur vor drei Tagen die Platte nicht wieder richtig eingesetzt.

Fünfundvierzig Minuten und zwölf Telefonate später schnauzte sie den Gebäudemenschen auf der anderen Seite dann endlich an:

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Nun komm schon, Kleiner

Es ist schon spät am Vormittag – unsere Direktorin hat sich mal wieder in irgendwelchen Besprechungen herumgetrieben. Routinemäßig startet sie den PC ohne hinzugucken. Dann geht sie erst mal um die Ecke, um zu hören, was so anliegt, denn bis der PC erwacht, kann sie locker ein Tässchen Kaffee trinken. Sie kommt nach längerer Zeit wieder rein, und der PC meldet lahm aber brav, was er so macht. Er verbindet die Drucker und meldet sich in diversen Domänen an: Die Direktorin ist immer sehr geneigt, der Technik-Kiste alles zu glauben. Ab und zu versetzt sie dem Bildschirm einen kleinen Stoß und schnauzt ihn mit den Worten an: „Nun komm schon, Kleiner!“

Das hat ihr eine ehemalige Kollegin in der Großrechnerzeit beigebracht – manchmal geht’s dann besser, meistens aber nicht. 😉

Klatsch!

Ein gelbes Fenster erscheint – das bedeutet Unheil!

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