BibliotheksdirektorInnen sind unscheinbare Sportskanonen. Im Gewichtheben (Bücherstapel) sind sie große Klasse und auch das sogenannte „Hin-und-Her-Crossing“ auf verschiedenen Bibliotheksetagen hält ihre Waden fit. Wenn das nicht ausreicht, gehen manche sogar ins Sportstudio, üben sich in Pilates, Yoga oder– etwas härter– beim Body Shape und bei T-Bo. Wenn sie erstmal 50 Situps schaffen, tragen sie dann die Bücherberge in der Bibliothek mit straffem, festem Bauch und ausgeprägter Rückenmuskulatur durch die Gänge und Hallen.
Auf der Trainingsfläche zwischen den Sportgeräten im Studio klären sie auch gern mal nebenbei auftretende Fragen der dortigen Kundschaft: „Sag mal, wo ich dich grad sehe, habt ihr eigentlich auch den Hoppenstedt?“ Alles kein Problem! 😉 Das Akquirieren neuer Kundengruppen macht vor keiner Türe halt und ist niemals zu Ende– wir sind stets zu Diensten!
Doch manchmal vermischt sich irgendwie auch alles: Leser sind Sportler, Sportler sind Bookcrosser, Bookcrosser lesen Bibliotheksbücher, Bibliotheksbücher gehen versehentlich verloren und Bookcrossing-Bücher werden absichtlich freigelassen und sollen gefunden werden. Tja, wer soll das denn kapieren und auseinanderhalten können?
Ich hatte eigentlich nur beim letzten Training mein Shampoo vergessen und fragte die junge Studioangestelle, ob es jemand gefunden und abgegeben habe …
Ganz bereitwillig machte sie ihren Schrank auf und griff nach dem Karton mit den Fundsachen. Ich allerdings traute meinen Augen nicht! Ein Stapel Bücher lag dort ganz vorne an. Das waren doch– ja wirklich– freigelassene Bookcrossing-Bücher! Alle ordentlich beklebt und registriert und zur Mitnahme für andere lesende Sportler ausgesetzt. Zum Teil kannte ich sogar die Nicknames der FreilasserInnen!
„Was machen denn diese Bücher hier in eurem Schrank? Die sollen doch gefunden werden, das klappt doch nie, wenn Ihr sie hier versteckt?“ fragte ich etwas fassungslos.
„Wieso?“ antwortete die nette Sportstudio-Frau ohne Arg, „wir sammeln abends alles ein, was vergessen wurde, und legen es hier in den Schrank. Dann kommt es wenigstens nicht weg!“ 😉
Wer nicht weiß, was Bookcrossing ist und wie es „eigentlich“ funktionieren soll, schaut hier:
http://www.bookcrossing.com (in englischer Sprache) oder da:
http://www.bookcrossers.de (in deutscher Sprache).
Merke: „Schrankhaltung von Büchern ist Literaturquälerei!“ 😉
Tja, da wird mir doch einiges klar!!!
Immer wieder hab‘ ich mich gefragt, warum ich in unserer „kleinen“ Sportlergemeinschaft nicht einen einzigen Journal-Eintrag bekomme. Hab‘ ich doch bestimmt schon an die 20 Bücher dort hinterlegt und nie nicht kam auch nur eine Rückmeldung von meinen „Liebsten“.
Dann gibt es in im Sportcenter jetzt sozusagen eine closed Bookcrossingzone im Schrank.
Mal schauen wieviel Platz sie in ihren Schränken haben. Ich werde sobald ich genesen bin mal mit eienm neuen Stapel dort vorbei schauen und fragen ob sie die gleich in den Schrank packen möchten, oder lieber später auf der Trainingsfläche danach suchen.
(Wir haben ja immerhin bald Ostern;-))
Pingback: Nur mein Standpunkt » links for 2007-03-24
Dann ist es ja kein Wunder, daß man keine Rückmeldungen bekommt. Ich hab‘ immer gedacht, das läge nur daran, daß die Leute keinen Computer haben. Da scheint ja trotz Pressemitteilungen usw. wie z. B. Osteraktion ein hoher Aufklärungsbedarf zu bestehen.