Bücherei-Geschrei

Es ist Donnerstag, kurz nach 19:30 Uhr.

Um 20 Uhr schließt die Bibliothek, einzig die ZuhörerInnen der Taugenichts- Lesung dürfen länger bleiben. Sie sitzen ruhig und hören zu, derweil der vortragende Künstler mit Emphase und Schwung Eichendorff zum Besten gibt.

Zwei junge Damen sind noch bei den Schularbeiten. Sie merken auf– der Taugenichts lässt sich nicht überhören– kommen zutraulich näher und fragen lauthals und ungedämpft:

„Wer schreit denn hier so rum?“

„Psst!“ flüstert die Bibliotheksdirektorin, „das ist hier eine Lesung. Es wird Josepf von Eichendorffs »Aus dem Leben eine Taugenichts« gegeben.“

In Zimmerlauststärke kommt die Frage, gepaart mit einer hinwerfenden Handbewegung: „Ist der berühmt?“

„Wer jetzt?“ flüstert die Direktorin und führt die ahnungslosen Mädchen langsam rückwärts, „der Eichendorff oder das Buch vom Taugenichts?“

„Nee, der doch nicht! Der da so rumschreit, ist der berühmt?“

Genau an der Stelle, an der der Doktortitel des Rezitators erwähnt wird, drehen die beiden ab. Auch dessen sonstigen Meriten sind ihnen reichlich schnuppe.

Wir werden wohl den Eichendorff als nächstes von einer Popgruppe vorsingen lassen, dazu einen steppenden Fußballer einladen und mehrere Schaupieler bitten, alles simultan auf die Bühne zu bringen. Wenn die beiden Mädels dann nicht kommen, gebe ich auf– früher nicht! 😉