Schlüsselqualifikationen

Die allermeisten Leute glauben immer noch, dass es als Qualifikation für die Arbeit in einer Bibliothek völlig ausreiche, lesen zu können. „Das Schwarze sind die Buchstaben“ schrieb schon Hans Weigel und mehr braucht es dann wohl nicht.

„Was, Sie haben studiert? Ja, wofür denn? Und eine Ausbildung von drei Jahren kann man auch bei Ihnen absolvieren? So lange dauert das? Was lernt man denn da so?“ Dann fängt unsere Direktorin an zu erklären und wirft mit bibliothekarischen Fachbegriffen nur so um sich.

Ganz kurz antwortet sie jedoch auf Initiativbewerbungen, mit denen sich Bäckereifachverkäuferinnen, Kindergärtnerinnen, Journalisten, Lehrer, promovierte Germanisten oder auch Industriekauffrauen bei ihr bewerben. „In Beantwortung Ihrer Bewerbung möchte ich Sie darüber informieren, dass in unserer Bibliothek ausschließlich Berufsgruppen eingestellt werden, die  eine Ausbildung im Bereich Bibliothekswesen absolviert haben.“

Die letzte Bewerbung brachte sie jedoch zum Nachdenken. In der Bewerbung um eine Stelle als „Bibliothekerin“ fand sie eine besondere Qualifikation, die in Bibliotheken bis jetzt völlig unbeachtet geblieben war:

Die Dame war ausgebildet für astrologische Beratung und Horoskope, war „Kartelegerin“ und gab unter dem Stichwort „Berufstätigkeit“ an, bei einer Firma „in Fach Astrologi und Kartenlesen“ gearbeitet zu haben.

Na, immerhin kam das Wort „lesen“ drin vor!

3 Gedanken zu „Schlüsselqualifikationen

  1. Für das Auffinden verschwundener Medien wäre so ein „Medium“ doch sehr praktisch. Auch um vorherzusagen, ob ein ausgeliehenes Buch pünktlich zurückgebracht werden wird, damit der nächste interessierte Leser weiß, wann er wieder nachfragen muss und sich so die Vormerkgebühr sparen kann. Also, ich sehe da durchaus Potential in der Bibliothek!

  2. Macht es denn selbst mit Qualifikation Sinn, sich zu bewerben? Ich höre in Punkto Bibliothek von allen Seiten nur von Einstellungsstop oder gar Stellenabbau… Dabei würd ich ja auch gern zurück zwischen die Regale, wenn der Knirps in den KiGa kommt… Bei der derzeitigen Situation hatte ich erwogen mir das Papier in diese Richtung vorerst zu sparen…

  3. In den NRW-Großstadt-Bibliotheken sind es tatsächlich nicht sehr hoffnungsvoll aus: Personal wird nur noch abgebaut, Einstellungen sind auch bei uns nicht mehr vorgesehen – die Finanzlage der Stadt erlaubt es einfach nicht.

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