„Ich habe die Sophie ganz bestimmt abgegeben!“
Der gepflegte Kunde war sehr höflich und wusste noch genau, dass er kurz vor seinem Skiurlaub die Bibliothek aufgesucht und alle Medien abgegeben hatte. Die Bibliotheksdirektorin merkte vor, guckte im Regal, guckte im Rücksortierraum, guckte in der Kinderbibliothek und stellte die Jugendbibliothek auf den Kopf : Nichts! Die Sophie war wie vom Erdboden verschwunden! Es war wirklich zum Verzweifeln! Ab Karneval kam der Kunde nun monatlich und fragte nach der Sophie.
„Ja, kann sie nicht doch noch bei Ihnen zu Hause sein?“ fragte die Direktorin vorsichtig.
„Nein, ganz bestimmt nicht! Wir haben alles auf den Kopf gestellt, sie muss in der Bibliothek sein!“
Die Besuche des Kunden wurden seltener. Es kamen der Frühling, der Sommer und der Herbst mit seinen Nebeln.
Mitte September war der Mann wieder da und siehe da: Er hatte die gesuchte Sophie in der Hand und wedelte stolz damit herum. Es handelte sich übrigens um die DVD „Sophie Scholl – die letzten Tage“.
Der Opa der Familie hatte die Sophie– ohne es zu merken– seit Februar in seinem Einkaufsbeutel durch die Stadt getragen. Wie der Film in Opas Beutel kam, wird auch dem Opa für immer ein Rätsel bleiben. 😉