Der Opa und die Sophie

„Ich habe die Sophie ganz bestimmt abgegeben!“

Der gepflegte Kunde war sehr höflich und wusste noch genau, dass er kurz vor seinem Skiurlaub die Bibliothek aufgesucht und alle Medien abgegeben hatte. Die Bibliotheksdirektorin merkte vor, guckte im Regal, guckte im Rücksortierraum, guckte in der Kinderbibliothek und  stellte die Jugendbibliothek auf den Kopf : Nichts! Die Sophie war wie vom Erdboden verschwunden!  Es war wirklich zum Verzweifeln! Ab Karneval kam der Kunde nun monatlich und fragte nach der Sophie.

„Ja, kann sie nicht doch noch bei Ihnen zu Hause sein?“ fragte die Direktorin vorsichtig.

„Nein, ganz bestimmt nicht!  Wir haben alles auf den Kopf gestellt, sie muss in der Bibliothek sein!“

Die Besuche des Kunden wurden seltener. Es kamen der Frühling, der Sommer und der Herbst mit seinen Nebeln.

Mitte September war der Mann wieder da und siehe da:  Er hatte die gesuchte Sophie in der Hand und wedelte stolz damit herum. Es handelte sich übrigens  um die DVD  „Sophie Scholl – die letzten Tage“.

Der Opa der Familie hatte die Sophie– ohne es zu merken– seit Februar in seinem Einkaufsbeutel durch die Stadt getragen. Wie der Film in Opas Beutel kam, wird auch dem Opa für immer ein Rätsel bleiben. 😉

High School der Ottografri

Die Bibliotheksdirektorin machte mal wieder Spätdienst in der Kinderbibliothek. Sie lehrte die Kids im ganzen Satz zu sprechen, rückte Klomünzen heraus, zählte 3-mal alle Spielkarten vom ‚Verrückten Labyrinth‘ und druckte für schüchterne Mädchen hübsche Jungs in Farbe aus. Sie half jedem auf die Sprünge, auch der Mutter, die für ihre 10-jährige Tochter die Hausaufgaben erledigte und die Ergebnisse der vor kurzem stattgefundenen Kommunalwahl brauchte.

Dann kam eine süßes, freundliches Mädchen zur Tür herein, das wohlerzogen nach dem „High School Musical“ fragte. Das Kind hatte alle Benimmregeln drauf. Die Direktorin freute sich und half sofort.

„Schau mal, hier ist der Katalog, da tippst Du einfach das ein, wonach Du suchst, drückst auf ‚Suchen‘ und dann klicken wir uns durch die angezeigte Liste, ja? Kannst Du denn ‚High School Musical‘ schreiben?“

„Ja klar!“, antwortete die Kleine  und legte los. Den Blick auf die Tastatur geheftet, tippte sie konzentriert und rief nach einer Weile: „Aber hier ist ja gar nichts!“

Die Direktorin wollte das nicht glauben, kehrte zum OPAC zurück und las folgende wunderschöne Buchstabenkreation:

hei scul mjusikal

Tomatentage und Flugtage

Tomatentage sind Fitnesstage– die Direktorin liebt sie:

  • Gleich morgens ist die Gruppe Vorschule aus dem Medienzentrum verschwunden: hingerannt, gefunden, Jottseidank.
  • Dann sind die Broschüren über den Bibliotheksgründer weg: losgerannt, gefunden, Jottseidank.
  • Kurz darauf ist „Das fliegende Klassenzimmer“ von 1954 perdu: hoch vom Stuhl, gefunden, Jottseidank.
  • Noch vor der Mittagspause wird „Kick it like Beckham“ vermisst: schneller Sprint, gefunden, Jottseidank.
  • Gegen 13 Uhr geht die Sucherei nach „Sinn und Sinnlichkeit“ los: In dem Fall hatte die Direktorin selbst Tomaten auf den Augen.

An Flugtagen wird nichts gesucht, sondern gefunden:

  • Morgens zwei  Paar Turnschuhe in der Kinderbibliothek,
  • mittags ein Gehstock am Hörbuchtrog und
  • am Abend dann eine Gehhilfe neben einer 10-Liter-Gießkanne.

Die können alle das Gebäude nur fliegend verlassen haben. Und watt lernt uns datt?– Lesen beflügelt!