Mit einem Bein im Knast

Dass Juristen und Theologen unsere Bibliotheksbücher am meisten lieben, ist immer wieder bewiesen worden. Auch Germanisten sammeln und horten daheim recht gerne, manchmal vergessen sie es einfach, vorher an der Ausleihtheke vorstellig zu werden. Das kann man dann in den überregionalen Zeitungen nachlesen. Doch Bibliotheksdirektorinnen gehören neuerdings auch zum Kreise der Delinquentinnen und müssen als gefährlich eingestuft werden. Hier ist der Beweis!

Der Mann war schon älter, rustikal mit Wanderschuhen und Knickerbockern ausgestattet. Er brachte einen Brief mit, vier eng mit Schreibmaschine beschriebene Seiten: die Anklageschrift. Eindeutig wies er nach, dass die Bibliotheksdirektorin den mehrbändigen Kohlhammer-Kommentar, der vor 10 Jahren noch vollständig in der Bibliothek vorhanden war, geklaut haben musste. Die Bibliotheksdirektorin war gerade etwas belastet, lud den Mann dennoch zu einem Gespräch ein und versuchte, den Verdacht abzuwenden. Sie erklärte lang und breit, wie der Bestandsauf- und abbau in der Bibliothek erfolge und dass unvollständige und veraltete Rechtskommentare aussortiert werden müssen. Ein eindeutiger Beweis ihrer Schuld! Sie hätte sich das übrigens auch sparen können, der Ankläger führt Gespräche dieser Art immer ohne sein Hörgerät, wie sich später herausstelle. Doch sie hatte Glück– der Mann vergaß die Sache einfach. Acht Jahre später tauchte er allerdings wieder auf …

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Kaffeesatz für den Aszendenten

Das waren ja wieder mal Osterferien der besonderen Art!

Die Welt ist in Urlaub– auf Ibiza oder beim Skifahren. Wer nicht wegfährt, geht selbstverständlich in die– Bibliothek. Recht so!

Man selbst schlägt sich in der ersten Woche mit „Neuen kommunalen Finanzmanagement-Modellen“ herum und lässt 100 „viereckige Ostereier“ beim Bookcrossing frei. Ein kompletter Tag geht für Vorstellungsgespräche drauf und ansonsten hält man die Stellung und bleibt wacker bei guter Laune.

In der zweiten Woche gibt’s drei Yoga-Workshops für Kinder und vier Nachtschichten bis weit über Mitternacht hinaus, weil ein Konzept zu schreiben ist. Das wird am Samstag nach Ostern gegen 21 Uhr dann endlich halbwegs fertig und man schaut nun erstmal etwas lockerer drein, dann in die Zeitung und liest dort bei den Steinböcken folgende Unverschämtheit:

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Filmkarriere geplatzt

Es ist Karsamstag. Die Bibliothek ist geöffnet– wie immer bis 16 Uhr– und großer Kundenandrang ist zu erwarten. Eigentlich hat die Bibliotheksdirektorin ja samstags frei, uneigentlich taucht sie aber nicht selten auf, betreut die Vorlesepaten der Samstagsgruppe oder „macht so im Büro herum“.

Für heute hatte sie geplant, so gegen Mittag aufzulaufen und zu schauen, ob alles klappt oder irgendwo Hilfe nötig ist. Da bimmelt gegen 10:30 Uhr ihr heimisches Telefon. Die Info-Bibliothekarin ist dran und berichtet mit schnellen Worten, dass der WDR, diesmal das Fernsehen, in seiner Lokalzeit am Abend etwas über die österliche Bookcrossing-Aktion auf der Korkenzieher-Trasse zeigen möchte: Am besten im Rahmen einer filmbaren Freilass-Aktion mit diversen BookcrosserInnen, die gerade ein paar der insgesamt 800 Bücher aussetzen.

„Mmh“, sagt die Direktorin, „die Aktion ist doch schon vorbei, die war doch gestern! Ab heute setzten alle Bookcrosser ihre Bücher spontan aus!“. Ein neuerlicher Anruf der Kollegin macht Beharrlichkeit deutlich: Der WDR will unbedingt filmen! Die Direktorin guckt an sich herunter: Sie ist noch im Bademantel, oh jesses! So geht das aber nicht! Es folgt ein erster Spurt ins Badezimmer, denn …

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