Freche Bibliotheksdirektorin

Zum dritten Mal innerhalb von 10 Minuten klingelte es an unserer Verwaltungstür. „Verflixt“, denke ich, „es ist jetzt 19:30 Uhr, und die Bibliothek ist noch geöffnet, was wollen die Leute denn hier oben von mir? Ich hab‘ noch so viel vorzubereiten, in einer halben Stunde beginnt unser Naturschutz-Vortrag im Lesecafé!“

Die erste VHS-Dame kam mit Liegematte unterm Arm und fragte, ob bei mir der Yoga-Kurs wäre, sie könne den Raum nicht finden. „In meinen Büro ganz bestimmt nicht!“ sagte ich, und geleitete die Dame den Gang entlang zum richtigen Raum. Das fehlte ja nun noch, dass sich die entspannten Damen mit den warmen Socken alle bei mir im Büro niederlegen.

Die zweite VHS-Dame wollte zu dem Vortrag mit Herrn Dr. „Achwieheißtdernoch“: Die habe ich dann eine Etage höher geschickt, zu mehr war ich nicht bereit. Intellektuelle werden ja wohl in der Lage sein, einander aufzuspüren.

Als dritter kam ein junger Mann, der– mittlerweile war es schon 19:40 Uhr– ein VHS-Programm von mir haben wollte. Und da wurde ich echt frech! Weiterlesen

Neue Zweigstelle?

Das Wetter ist schlecht– die Bibliothek ist voll. Es ist Samstag und die Vorlesestunden für die „Zwerge ab 4“ sind gerade vorbei. Kinderwagen, Kinderschuhe, Eltern mit Kindern jeder Größe: Alles steht, sitzt und liegt kreuz und quer herum. Alle haben was zu fragen, und bei den Gruselbüchern liegen die Kinder unter den Regalen und gucken sich mit Vergnügen die Beine und Füße anderer Leute an. 😉

Drei coole Jungs rauschen an. Sie ragen aus der Menge der Kleinkinder heraus, und reichen mir wortlos einen Zettel. Supercool, denke ich und frage: „Ja, was kann ich für Euch tun?“ Ein bisschen Sprachförderung bekommt bei mir jeder, auch die ganz wortkargen Typen.

„Ham se das?“ murmelt mich einer von den drei Jungs an.

„Seh’ ich aus wie ’ne Datenbank?“ ist mein erster Gedanke. Das sage ich aber nicht, wir wollen die jungen Leser ja nicht vergraulen. „Schaut doch mal in den PC-Katalog! Da stehen alle unsere Medien drin!“ Ich leite die Herrschaften also zum nächsten freien Stuhl und sie folgen mir widerwillig.

„Wollen Sie das nicht machen?“ kommt als nächste Frage. „Nö“, antworte ich, „Ihr seid doch schon groß, macht das mal selber!“

Das Adlerkreisen über der Tastatur beginnt und dauert außergewöhnlich lange. Weiterlesen

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Shampoo und Bookcrossing

BibliotheksdirektorInnen sind unscheinbare Sportskanonen. Im Gewichtheben (Bücherstapel) sind sie große Klasse und auch das sogenannte „Hin-und-Her-Crossing“ auf verschiedenen Bibliotheksetagen hält ihre Waden fit. Wenn das nicht ausreicht, gehen manche sogar ins Sportstudio, üben sich in Pilates, Yoga oder– etwas härter– beim Body Shape und bei T-Bo. Wenn sie erstmal 50 Situps schaffen, tragen sie dann die Bücherberge in der Bibliothek mit straffem, festem Bauch und ausgeprägter Rückenmuskulatur durch die Gänge und Hallen.

Auf der Trainingsfläche zwischen den Sportgeräten im Studio klären sie auch gern mal nebenbei auftretende Fragen der dortigen Kundschaft: „Sag mal, wo ich dich grad sehe, habt ihr eigentlich auch den Hoppenstedt?“ Alles kein Problem! 😉 Das Akquirieren neuer Kundengruppen macht vor keiner Türe halt und ist niemals zu Ende– wir sind stets zu Diensten!

Doch manchmal vermischt sich irgendwie auch alles: Leser sind Sportler, Sportler sind Bookcrosser, Bookcrosser lesen Bibliotheksbücher, Bibliotheksbücher gehen versehentlich verloren und Bookcrossing-Bücher werden absichtlich freigelassen und sollen gefunden werden. Tja, wer soll das denn kapieren und auseinanderhalten können?

Ich hatte eigentlich nur beim letzten Training mein Shampoo vergessen und fragte die junge Studioangestelle, ob es jemand gefunden und abgegeben habe … Weiterlesen

Kassette kaputt oder Hamster tot

Non-Books sind ja für viele kreative Einfälle gut zu gebrauchen!

In Ermangelung eines Frühstückbrettchens kann man zum Beispiel mal eben schnell eine CD aus der Bibliothek unter das Honigbrötchen legen, nicht wahr? Das macht doch nichts, oder? Die halten doch was aus, denke ich mal und man sieht den Scheiben aus der Bibliothek ja auch an, dass diese Idee öfter verwirklicht wird.

Ältere Videokassetten eignen sich sehr gut für das feinmotorische Training unserer kleinsten Kunden: Man kann z. B. Geldstücke, Reiskörner oder Linsen in den schmalen Schlitzen versenken. Auch das Einfüllen von Limonade oder Himbeersirup ist geeignet: Hierbei wird die Treffsicherheit und Zielgenauigkeit geübt. Das Einstreuen von Sand ist ebenfalls sehr beliebt und macht den Minis viel Freude.

Den Kreativ-Preis verleihe ich an den mir (leider!) unbekannten Menschen, der eine Kinder-Hörspielkassette auf völlig neue Art und Weise reparierte: Weiterlesen

Rendevous mit Jenny Treibel

Frage: „Wieso kannst Du denn am Donnerstag nicht zur Arbeitsgruppe kommen? Wir sehen dich wirklich selten!“

Antwort der Direktorin: „Zur Zeit kann ich donnerstags nicht, ich habe jetzt ein paar Wochen lang ein literarisches Rendevous mit „Frau Jenny Treibel“.

Frage: „Wer ist dat denn? Kannst Du die nicht verlegen?“

Die Direktorin erklärt lachend : Weiterlesen

Verbrecher, eh, Versprecher

Ein Workshop im Norden, ziemlich „weit oben“ im Lande Niedersachsen.

Thema: „Bewegte Leseförderung mit Konzept“.

Es referiert: Die Bibliotheksdirektorin, sie ist im Redefluss … und sagt:

„Bibliotheken sollen nicht klammern und jagen!“ und merkt erst mal nix.

Das Auditorium guckt so rechts und links, ist irritiert und fängt langsam an zu kichern. „Klammern und jagen“? Ja, in welcher Arbeitsplatzbeschreibung soll das denn stehen? Das gluckernde Lachen wird lauter und ist nicht mehr zu überhören.

Jetzt merkt sie’s endlich und hält inne: “ Warum lachen Sie denn so? Das Thema ist ernst! Was soll ich gesagt haben?“ Und jetzt lacht sie selbst, ziemlich laut, wie immer! 😉

Nun, wie heißt das denn richtig, liebe Leserinnen und Leser?
Genau: „Bibliotheken sollen nicht jammern und klagen!“

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Nachts– ein Dramolett in fünf Akten unter Beteiligung von Georg Kreisler

1. Akt

Mal wieder war es spät geworden. Auf dem heimischen Küchentisch liegt ein scheinbar harmloser Zettel mit folgenden Kurzinfos:

  • Anruf eines Herrn: hat Bücher (ganz gut, sagt er)
  • von Readers Digest
  • Will die wohl gegen andere Bücher tauschen!
  • Anruf heute um 21:30 Uhr
  • Will Dich in der Bibliothek anrufen!

Habe ich das richtig verstanden oder soll ich mal eben erklären, was eine Bibliothek ist?

Selbstverständlich kann man auf die kreative Idee kommen, seine Bücherschätzchen aus dem Keller gegen Bibliotheksbücher einzutauschen. Man kann über alles nachdenken– das ist ja schließlich ein begrüßenswerter, dazu hoch-philosophischer Ansatz. Ich wartete also mit gemischten Freuden auf den angekündigten Anruf … und erzählte diese Geschichte im erweiterten Kollegenkreis.

Doch es kam ganz anders! Folgende Kollegen-Mail purzelte mir in den Posteingang:

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Käsetheke

„Oh, verflixt!“, sage ich laut zu mir selbst, „jetzt ist es schon halb acht und ich sitze hier immer noch im Büro herum! Heute ist doch mein kurzer Tag und seit 18 Uhr hätte ich eigentlich verschwunden sein müssen!“

Der heimische Kühlschrank ist nämlich leer und ich jetzt muss ich wirklich superschnell noch etwas einkaufen. Also: Jacke an, zum Auto gespurtet, losgefahren, gerade noch geschafft, Brot, Bananen, Milch, Kopfsalat und Butter in den Einkaufswagen geworfen: was fehlt? Ach, Käse noch und ich stelle mich an der Käsetheke an. Dort ruhe ich mich ein wenig aus, lasse den Blick schweifen und schaue mir die Käsestücke in der Theke an. Soll ich den Bärlauch-Käse mal …

Da tippt mir jemand auf die Schulter! Weiterlesen