BibliothekarInnen haben zu Pflanzen eine ambivalentes Verhältnis. Da gibt es zum Beispiel die erklärten Blumenhasser: Es reicht ihnen noch lange nicht, nur das Gießen des Grünzeugs zu vergessen. Nein, wenn sie dann doch mal gezwungenermaßen (freiwillig nie!) zur Wasserkanne greifen, werden die Pflanzen heftig beschimpft, so dass sie hernach vor lauter Furcht die Blätter hängen lassen.
Dass Zimmergewächse in Bibliotheken oftmals der Lenkung der Kundenströme dienen und schon mal voll im Dunkeln landen, sieht man ihnen leider an. Neben Wasser brauchen sie eben auch die richtige Lichtmenge, ab und an etwas Dünger und eine sprühnebelige Entstaubung: Das finden viele Kolleginnen und Kollegen völlig abwegig. Die seltsam geformten, meist recht kahlen Gewächse in ihren Büros beweisen das allerorten. Wenn noch zwei Blätter übrig sind und der Todeskampf fast zu Ende ist, wird jedoch mit Energie gegen das Ableben der Pflanze gekämpft. „Was hat sie denn?“ lautet dann die erstaunte Frage. Heftige Zuwendung durch intensives Angucken und die Suche nach bösen Schädlingen stehen dann im Vordergrund. Den Tipp, das Teil nun zu entsorgen, weisen sie erbost zurück!
Doch es gibt auch Ausnahmen: Bei unserer Direktorin gleicht das Büro einem Dschungel, das Grünzeug wächst ihr ständig über den Kopf! Sie gibt damit an, die Efeutute vom Philodendron und den Gummibaum von der Fingeraralie unterscheiden zu können. Es ist nicht zu übersehen: Sie hat ein caritatives Verhältnis zu Blumen und Pflanzen und gießt überall alles, was irgendwie grün aussieht, auch wenn es ihr gar nicht gehört! Doch mit der Angeberei ist es jetzt vorbei. Als der neue Ficus an der Ausleihtheke auftauchte …
Weiterlesen →