Zicke-zacke, frère Jacques

Die zweisprachige Vorlesestunde war richtig lecker: Alle Vorleseclubkids lernten das Land Frankreich bei Camenbert, deftiger Wurst und Baguettes kennen und futterten, als hätten sie tagelang nicht gegessen. Die Mamas auf den Stühlen schämten sich heftig.

„Jaques, nun lass doch den anderen Kindern auch was übrig! Du hattest doch heute Mittag gerade noch zwei Teller Nudeln!“

Jaques war das egal, der Camembert war nämlich so köstlich, dass er und sein kleiner Bruder Maurice immer wieder zugreifen mussten.

Die beiden Jungs waren sowieso die Stars, weil ihr Papa nämlich Franzose ist, und so konnten sie super angeben, auf Französisch bis zehn zählen, und die Farben der französichen Flagge mal eben mit  „rouge, bleu, blanc“ beschreiben. Doch bevor das Vorlesen von „Le joueur de flûte de Hamlin“ dran kam,  musste noch gesungen werden:

Frère Jacques, Frère Jacques,
Dormez vous? Dormez vous?
Sonnez les matines, sonnez les matines
Ding Ding Dong, Ding Ding Dong.

Selbstverständlich legte sich unser Bibliotheks-Jacques dann auch als erster hin, um den Frère Jacques zu spielen. Doch statt mitzusingen, legten sich alle anderen Kinder selbst lieber auch hin und machten einen auf fauler Bruder.

Als dann aber  die deutsche Schulhof-Fassung gesungen wurde, waren plötzlich alle wieder wach und konnten kräftig mitsingen:

Frère Jacques, Hühnerkacke,
Dormez vous? Alte Kuh?
Sonnez les matines, alte Waschmaschine
Ding Ding Dong, Ding Ding krack.

Herkunftsfrage

Der stille Junge mit den großen Augen hatte in der arabisch-deutschen Vorlesestunde  für Kinder ab vier  Jahren alles verstanden.

Mohammed, der Vorlesepate,  hatte  zuerst sein arabisches Kopftuch aus der Tasche geholt, erklärt,  warum das bei Sonne, Wind, Kälte und Hitze so praktisch ist, und gezeigt, wie man es auf dem Kopf gut festbindet.  Dann kam das Vorlesen– wunderschön – Applaus von der Kinderschar! Das Aussprechen arabischer Wörter klappte auch bei unserer Bibliotheksdirektorin ganz gut und dann ging das Erzählen los,  auf arabisch und deutsch.

Irgendwann kam die Frage auf, aus welchem Land denn die Kinder oder deren Eltern und Großeltern  stammen. Der Kleine verstand die arabischen Sätze, nickte still, sagte aber nichts. Die vielen arabischen und deutschen Sätze entlockten ihm kein Wort, er schwieg, nicht trotzig, eher erstaunt. Alle großen und kleinen Zuhörer waren nun sehr gespannt darauf, woher der Junge käme. Und in die gespannte Stille hinein antwortete der Junge mit glasklarer Stimme: „Blumenstraße!“