Zicke-zacke, frère Jacques

Die zweisprachige Vorlesestunde war richtig lecker: Alle Vorleseclubkids lernten das Land Frankreich bei Camenbert, deftiger Wurst und Baguettes kennen und futterten, als hätten sie tagelang nicht gegessen. Die Mamas auf den Stühlen schämten sich heftig.

„Jaques, nun lass doch den anderen Kindern auch was übrig! Du hattest doch heute Mittag gerade noch zwei Teller Nudeln!“

Jaques war das egal, der Camembert war nämlich so köstlich, dass er und sein kleiner Bruder Maurice immer wieder zugreifen mussten.

Die beiden Jungs waren sowieso die Stars, weil ihr Papa nämlich Franzose ist, und so konnten sie super angeben, auf Französisch bis zehn zählen, und die Farben der französichen Flagge mal eben mit  „rouge, bleu, blanc“ beschreiben. Doch bevor das Vorlesen von „Le joueur de flûte de Hamlin“ dran kam,  musste noch gesungen werden:

Frère Jacques, Frère Jacques,
Dormez vous? Dormez vous?
Sonnez les matines, sonnez les matines
Ding Ding Dong, Ding Ding Dong.

Selbstverständlich legte sich unser Bibliotheks-Jacques dann auch als erster hin, um den Frère Jacques zu spielen. Doch statt mitzusingen, legten sich alle anderen Kinder selbst lieber auch hin und machten einen auf fauler Bruder.

Als dann aber  die deutsche Schulhof-Fassung gesungen wurde, waren plötzlich alle wieder wach und konnten kräftig mitsingen:

Frère Jacques, Hühnerkacke,
Dormez vous? Alte Kuh?
Sonnez les matines, alte Waschmaschine
Ding Ding Dong, Ding Ding krack.

Jugend forscht

Die beiden kleinen Jungs, unverkennbar Brüder und voller Tatendrang, waren der rennende Beweis für die These der Bibliothekdirektorin:

Das stille Sitzen gehört nicht zu den Grundbedürfnissen von Kindern!

Sie flitzten durch das ganze Haus und gehörten zu der Sorte der Fummler: Hier mal anfassen, dort mal um die Ecke gucken, auf allen PC-Tastaturen klimpern, am Kopierer die blinkenden Knöpfe drücken, auf Kunstwerke  klettern und am Geländer turnen. Dann an der Sicherungsanlage schaukeln, in den Flohmarktschrank krabbeln und mal in der Kinderbibliothek in die Büros marschieren: „Habt Ihr  Süßigkeiten?“ Mit einer  Schnute voller Gummibärchen saßen dann beide im Bilderbuchtrog, die Bücher hatten sie rausbefördert.

„Allerliebst“, dachte die Direktorin, „wo ist eigentlich der zuständige Papa abgeblieben?“ Sie nahm Fahrt auf und folgte den Energiebündeln.

Die waren schon  wieder die Treppe rauf und hatten vorher noch schnell den Aufzugsknopf gedrückt. Oben entdeckten sie die  Taschenbuchständer, gleich acht  nebeneinander.

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Lausige Zeiten

Da sprangen doch zur Unterrichtszeit am letzten Freitag zwei Schulkinder in der Kinderbibliothek herum– besonders das Hochbett hatte es ihnen angetan.  Sie waren richtig gut gelaunt und hopsten rein, dann wieder raus, dann darauf herum und: Purzelbaum! „Mensch, hier ist es aber toll!“

Die Bibliotheksdirektorin guckte sich das alles nicht ohne Wohlwollen an. Doch erinnerte sie sich an die mahnenden Worte des städtischen Jugendrichters: „Wenn Kinder oder Jugendliche straffällig geworden sind, haben sie sehr oft eine Schulschwänzer-Karriere hinter sich!“

„Warum seid ihr eigentlich nicht in der Schule? Machen Eure Lehrer einen Ausflug?“

„Nö!“, kam die fröhliche Antwort. „Wir dürfen nicht in die Schule gehen, wir haben  gerade Läuse! Und weil es zu Hause so langweilig ist, meinte meine Mutter, wir sollten doch mal in die Kinderbibliothek gehen! Hier ist es doch immer so schön und spannend!“

Fassungslaus kratzte sich die Direktorin am Kopf …