Herkunftsfrage

Der stille Junge mit den großen Augen hatte in der arabisch-deutschen Vorlesestunde  für Kinder ab vier  Jahren alles verstanden.

Mohammed, der Vorlesepate,  hatte  zuerst sein arabisches Kopftuch aus der Tasche geholt, erklärt,  warum das bei Sonne, Wind, Kälte und Hitze so praktisch ist, und gezeigt, wie man es auf dem Kopf gut festbindet.  Dann kam das Vorlesen– wunderschön – Applaus von der Kinderschar! Das Aussprechen arabischer Wörter klappte auch bei unserer Bibliotheksdirektorin ganz gut und dann ging das Erzählen los,  auf arabisch und deutsch.

Irgendwann kam die Frage auf, aus welchem Land denn die Kinder oder deren Eltern und Großeltern  stammen. Der Kleine verstand die arabischen Sätze, nickte still, sagte aber nichts. Die vielen arabischen und deutschen Sätze entlockten ihm kein Wort, er schwieg, nicht trotzig, eher erstaunt. Alle großen und kleinen Zuhörer waren nun sehr gespannt darauf, woher der Junge käme. Und in die gespannte Stille hinein antwortete der Junge mit glasklarer Stimme: „Blumenstraße!“

Doch lieber Lotto

Sie waren 15 bis 17 Jahre alt, cool gekleidet und unterhielten sich angeregt. Die Stadtbibliothek betraten sie mit den Worten: „Ach Du Scheiße!“

Beim Rechtsabbiegen in die Kinderbibliothek wurden sie jedoch gestört– die Bibliotheksdirektorin rief ihnen hinterher: „Hey Jungs! Kulturelle Einrichtung! Wortschatz überprüfen!“ Mit einem aussagekräftigen „Hä?“ plumpsten alle auf das nächstliegende Sofa, streckten die Beine von sich und rückten die Käppis wieder grade. Nur einer trug die Haare offen, dafür fett gestylt.

10 Minuten später rauschte Madame Bibliotheksdirektorin wieder vorbei und sah nur noch einen Jungen auf dem Sofa. Ein zweiter lümmelte vor der Kindertoilette herum, und der dritte saß wohl gerade drauf. „Sagt mal, geht ihr hier eigentlich nur zum Klo oder macht ihr auch was anderes?“ Nach irritierten Blicken und einem „Hä, warum fragt die das?“ entwickelte sich doch noch ein erbauliches Gespräch …

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Integration gelungen

St. Martin ist doch immer ein schönes, christliches Fest! Es gibt Weckmänner mit und ohne Pfeifen; die angemümmelten Reste finden sich oft auf dem Teppich der Kinderbibliothek wieder. Im Laufe der St.-Martins-Woche fallen ganze Kinderhorden in der Bibliothek ein, singen vorwiegend laut erste Strophen von den bekannten und revolutionären Martinliedern und halten einem dann riesige Plastiktüten hin. Die Blicke der vermummten Kinderschar haben fordernden Charakter, da wird nicht gebeten, sondern verlangt! Gottseidank hat man Halloween und St. Martin noch nicht zusammengelegt.

An einem kleinen, türkischen Jungen nebst Kopftuch-Mama bleibt mein Blick hängen. „Feiern Muslime denn auch St. Martin?“ denke ich so und entdecke noch mehr muslimische Kinder, die mit Laterne unterwegs sind. Die Mädchen singen, egal aus welchem Land sie stammen, schön und eher lieblich leise. Die Jungs dagegen …

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