Wahre Zuneigung

Pubertierende Jungs kommen gerne in die Bibliothek! Ja, man hat fast den Eindruck, dass sie ihre schwierigsten Lebensjahre komplett und mit Vorliebe in unserem Hause verbringen. Sie kommen in kleinen Gangs, kloppen sich gerne mal eine rein, werfen mit Möbelstücken herum oder bauen Kunststücke daraus, die bei der dokumenta glatt prämiert werden würden. Im Internet tummeln sie sich stundenlang – ein Beweis dafür, dass sie mal wieder mit einer geklauten Bibliothekskarte unterwegs sind.

Zwei Jahre später sind diese Jungs wie ausgewechselt: Die Pöbelei ist vorbei und die meisten sind zu höflichen und wirklich netten jungen Männern herangewachsen, die freundlich grüßen und in ganzen Sätzen sprechen können.

Und die Mädchen? Die sind ganz anders!

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Mit einem Bein im Knast

Dass Juristen und Theologen unsere Bibliotheksbücher am meisten lieben, ist immer wieder bewiesen worden. Auch Germanisten sammeln und horten daheim recht gerne, manchmal vergessen sie es einfach, vorher an der Ausleihtheke vorstellig zu werden. Das kann man dann in den überregionalen Zeitungen nachlesen. Doch Bibliotheksdirektorinnen gehören neuerdings auch zum Kreise der Delinquentinnen und müssen als gefährlich eingestuft werden. Hier ist der Beweis!

Der Mann war schon älter, rustikal mit Wanderschuhen und Knickerbockern ausgestattet. Er brachte einen Brief mit, vier eng mit Schreibmaschine beschriebene Seiten: die Anklageschrift. Eindeutig wies er nach, dass die Bibliotheksdirektorin den mehrbändigen Kohlhammer-Kommentar, der vor 10 Jahren noch vollständig in der Bibliothek vorhanden war, geklaut haben musste. Die Bibliotheksdirektorin war gerade etwas belastet, lud den Mann dennoch zu einem Gespräch ein und versuchte, den Verdacht abzuwenden. Sie erklärte lang und breit, wie der Bestandsauf- und abbau in der Bibliothek erfolge und dass unvollständige und veraltete Rechtskommentare aussortiert werden müssen. Ein eindeutiger Beweis ihrer Schuld! Sie hätte sich das übrigens auch sparen können, der Ankläger führt Gespräche dieser Art immer ohne sein Hörgerät, wie sich später herausstelle. Doch sie hatte Glück– der Mann vergaß die Sache einfach. Acht Jahre später tauchte er allerdings wieder auf …

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Pack’ die Knarre weg

Am Abend des 29.11.2006 wollte ich meinen Augen nicht trauen: Im Erdgeschoss der Stadtbibliothek lief gegen 16:15 Uhr ein schwerbewaffneter junger Mann herum. Das imposante Gewehr in Vorhalte gebracht, hatte er die Fläche zwischen Ausleihtheke und Kinderbibliothek voll im Griff. Durchtrainiert, locker und mit souveräner Beinarbeit bewegte er sich immer hin und her.

Sollte ich es wagen, ihn anzusprechen? Immerhin ist es doch meine Pflicht, Blutbäder zu verhindern, oder? Ich beugte mich also herab und sprach den Dreikäsehoch an: „Weißt Du nicht, dass Waffen in Bibliotheken verboten sind? Wir sind hier für Frieden und Gewehre sind ein Zeichen der Gewalt!“ Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen, dazu recht vorwurfsvoll und völlig selbstsicher: Weiterlesen

Tote Taube vor der Bibliothek – die Vogelgrippe erreicht das Bergische Land

Der Anruf des Center-Managements erreichte mich kurz nach 14 Uhr: Vor der Bibliothek läge eine tote Taube und ich möge doch bitte dafür sorgen, dass die von dort verschwände, damit sich die BürgerInnen der Stadt und Kundinnen und Kunden des Centers nicht wegen der womöglich nahenden Vogelgrippe aufregen müssten.

„Ja klar!“, dachte ich, „wofür sind so Bibliotheks-Chefinnen denn sonst da und der Hinweis ist ja nett gemeint! Der Hausmeister hat Urlaub, Ersatz gibt es keinen, da machen wir doch am besten alles gleich selbst …“

Aber dann erinnerte ich mich doch an die Kompetenz im eigenen Ressort – ha! – und habe direkt mal beim Chef vom Gesundheitsamt angeklingelt. Das war doch dann ein sehr ordentliches Gespräch! Hier kommt’s: Weiterlesen