Styling ist alles

Unsere Direktorin war mal wieder im Fernsehen. Der lokale Sender brauchte in der Ferienzeit einen Studiogast, das Thema hieß „Bookcrossing mit 1.000 Büchern am Ostersonntag“, und so verbrachte sie den Karsamstag bei Filmaufnahmen. Morgens fand der Dreh vor Ort statt, am Abend war dann der Liveauftritt im Fernsehstudio des Lokalsenders.

Schön geschminkt und zurechtgemacht verließ die Bibliotheksdirektorin die Maske und betrat das Studio: Der Lippenstift glänzte, die Haare hübsch frisiert und das Rouge zauberte eine kleine Frische auf das mittlerweile etwas ermüdete Gesicht. Abgepudert und aufgedreht beantwortete sie kompetent und aufmerksam die Bookcrossing-Fragen der Moderatorin.

Zwei Tage später wurde die Direktorin in der Bücherei verfolgt. „Waren Sie das nicht letztens im Fernsehen?“ fragte ein älterer Herr, der sie die Treppe hinauf verfolgt hatte und Blickkontakt suchte. „Sie haben doch über so Bücher gesprochen!“ Die Direktorin nickte, lächelte und freute sich, dass das Thema in den Grundzügen verstanden worden war.

Kurze Zeit später wurde sie von einer Oma am Ärmel gepackt und festgehalten. „Sie waren letzten Samstag im Fernsehen! Ich hab‘ Sie gesehen! Dat waren doch Sie, oder?“ Die begeisterte Oma hielt die Direktorin einfach am Pullover fest und zog ihr den Ärmel immer wieder herunter.

„Ja, Sie haben recht! Wie hat Ihnen denn der Beitrag gefallen?“, fragte die Direktorin zurück.

„Och, wissen S’e, ich war beim Bügeln und hab‘ nich ganz hingehört. Aber d’e Haare hatten S’e schön!“

Ziele oder Fenstersturz

Die Bibliothek hatte zu einem Workshop eingeladen: Gestandene Fachleute tagten zu dem Thema: „Zielgruppenarbeit – Wie verkaufe ich mich und meine Bibliothek richtig?“ Um 10 Uhr ging es los und gleichzeitig klingelte das Telefon! Dummerweise war die Direktorin etwas spät dran  und nahm den Hörer ab.

Das Fernsehen war in der Leitung: „Wir kommen dann jetzt gleich, na, sagen wir mal so gegen 11 Uhr, und drehen bei Ihnen ein paar Bilder von den Experten, ja?“  Hoppla! Die besagte Expertenrunde tagte also erstmal ohne die Direktorin, denn die bekam jetzt Stress: Eine offizielle Drehgenehmigung musste her! Die anrufen, dem Bescheid sagen, hier auf den Pinn laufen, dort den Fernsehmann beschwichtigen. Dann alles wiederholen: Drei Stunden später war nichts geklärt und die dritte Telefonrunde startete in umgekehrter Reihenfolge.

Der  Fernsehbeitrag sollte natürlich spannend inszeniert werden! Strategien, knappe Kassen, klare Ziele und richtige Prinzipien: Der thematische Fokus war vielversprechend! Die Drehgenehmigung ließ weiter auf sich warten!

Neue Nachrichten trudelten ein: In der  Nachbarstadt hatte sich eine Frau aus dem Fenster gestürzt! Der Fernsehmann entschied sich um und fuhr erstmal dorthin. Der eben noch so  tolle Zieleworkshop verlor rapide an medialer Wichtigkeit. Aber jetzt war endlich die Drehgenehmigung da, wie unpassend! Na, egal, vielleicht könnte die Direktorin doch noch an der Expertenrunde teilnehmen …

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Eine Düsenjäger-Oma

Die Vorlesestunde galt schon als verpatzt, als die Bibliotheksdirektorin die Kinderbibliothek betrat: „Die Schüler, die heute vorlesen sollten, sind nicht erschienen, und das Vorlesebuch und auch alle anderen Raupenbücher sind ausgeliehen! Was sollen wir denn jetzt machen?“

Alle liefen und riefen durcheinander, und panische Ratlosigkeit stand in den Gesichtern: Vor der Tür warteten 20 Vorlese-Club-Kinder, die pünktlich um 15 Uhr zur Raupenvorlesestunde reingelassen werden wollten.

Die Direktorin schob den betreuenden Lehrer freundlich zur Seite und gab vier Kommandos: Weiterlesen

Rheinisches Futur beim Fernsehen

Der Rheinländer an sich ist ein messerscharfer Foumulierer, wenn er über Dinge spricht, die er vergessen hat. Er sagt dann:

Dat han isch jestern noch jemacht haben wollen!

Dieses Futur der Vergangenheit ist auch Fernsehleuten geläufig, die sich an ihre Bibliotheken immer kurz vor Fest- und Feiertagen erinnern und diese dann kurzfristig fürs Fernsehen entdecken.

Mit der erfrischenden Bemerkung „Ich hatte ja um 10 Uhr bei Ihnen sein wollen, das hat aber nicht geklappt!“ rufen sie dann um 12 Uhr die Bibliotheksdirektorin an und bitten darum, die Online-Katalog-Schulung, die bereits seit einer Stunde vorbei ist, doch noch schnell filmen zu wollen. Weiterlesen

Filmkarriere geplatzt

Es ist Karsamstag. Die Bibliothek ist geöffnet– wie immer bis 16 Uhr– und großer Kundenandrang ist zu erwarten. Eigentlich hat die Bibliotheksdirektorin ja samstags frei, uneigentlich taucht sie aber nicht selten auf, betreut die Vorlesepaten der Samstagsgruppe oder „macht so im Büro herum“.

Für heute hatte sie geplant, so gegen Mittag aufzulaufen und zu schauen, ob alles klappt oder irgendwo Hilfe nötig ist. Da bimmelt gegen 10:30 Uhr ihr heimisches Telefon. Die Info-Bibliothekarin ist dran und berichtet mit schnellen Worten, dass der WDR, diesmal das Fernsehen, in seiner Lokalzeit am Abend etwas über die österliche Bookcrossing-Aktion auf der Korkenzieher-Trasse zeigen möchte: Am besten im Rahmen einer filmbaren Freilass-Aktion mit diversen BookcrosserInnen, die gerade ein paar der insgesamt 800 Bücher aussetzen.

„Mmh“, sagt die Direktorin, „die Aktion ist doch schon vorbei, die war doch gestern! Ab heute setzten alle Bookcrosser ihre Bücher spontan aus!“. Ein neuerlicher Anruf der Kollegin macht Beharrlichkeit deutlich: Der WDR will unbedingt filmen! Die Direktorin guckt an sich herunter: Sie ist noch im Bademantel, oh jesses! So geht das aber nicht! Es folgt ein erster Spurt ins Badezimmer, denn …

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