Bücherei-Geschrei

Es ist Donnerstag, kurz nach 19:30 Uhr.

Um 20 Uhr schließt die Bibliothek, einzig die ZuhörerInnen der Taugenichts- Lesung dürfen länger bleiben. Sie sitzen ruhig und hören zu, derweil der vortragende Künstler mit Emphase und Schwung Eichendorff zum Besten gibt.

Zwei junge Damen sind noch bei den Schularbeiten. Sie merken auf– der Taugenichts lässt sich nicht überhören– kommen zutraulich näher und fragen lauthals und ungedämpft:

„Wer schreit denn hier so rum?“

„Psst!“ flüstert die Bibliotheksdirektorin, „das ist hier eine Lesung. Es wird Josepf von Eichendorffs »Aus dem Leben eine Taugenichts« gegeben.“

In Zimmerlauststärke kommt die Frage, gepaart mit einer hinwerfenden Handbewegung: „Ist der berühmt?“ Weiterlesen

„Wecke“ Kinder

„Wecke“ Kinder sind wie „apper“ Daumen: Weg ist weg und ab ist ab!

Da kommt doch in der vergangenen Woche eine nette Mama in die Kinderbibliothek und möchte noch Karten für die Aktion „Witze im Bus“ haben, die am bundesweiten Vorlesetag stattfindet. Vier Stunden lang fährt ein fröhlicher Bus durch die Stadt, 47 Kinder haben darin Platz und werden mit vorgelesenen Witzen bei Laune angehalten. An drei Stationen wird gehalten: Beim Oberbürgermeister, beim Porsche-Zentrum und im Kindermuseum – dort wird dann natürlich auch immer vorgelesen.

„Sorry“, lautet die Antwort, „wir sind leider ausverkauft, der Bus ist restlos belegt!“

Das Gespräch entwickelt sich langsam, die nette Mama bekommt als Alternative angeboten, Karten für das Lindgren-Theaterstück „Rasmus und der Landstreicher“ zu nehmen.

Sie denkt über das Angebot nach, guckt hier, vergleicht da und antwortet:

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Große Meister

Das war mal ein spannender Sonntag! Weltklassespieler, Großmeister und Internationale Meister, bevölkerten die Gänge des Hauses und liefen– versunken den Boden betrachtend– hin und her. Nichts konnte ihre Kreise stören.

Was war los? Die 2. Schach-Bundesliga spielte in der Bibliothek, und die halbe holländische Nationalmannschaft war mit ihren Schach-Legenden und -Berühmtheiten angereist.

Unsere Direktorin hatte alles bereitgestellt und passte auf, dass die Meister gut versorgt waren. Zuerst waren übrigens die Schokokekse alle, bald danach die Schokobons … 😉

Ab und an schlich sie über die Gänge …

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Gestern waren wir zu, heute sind wir offen ..

Bibliotheken sollten eigentlich immer offen sein, am besten auch sonntags und in der Nacht. Wem ist nicht schon mal in der Nacht zum Montag eingefallen, dass für den kommenden Tag dringend ein Text für die Schule oder den Literaturkreis zu lesen gewesen wäre? Zeit hätte man ja gerade, allein es fehlt das Buch, das nun ungenutzt in der Bibliothek herumsteht.

Besonders in Ferienzeiten sind unsere Bibliotheken immer gut besucht und ein ruhiges Plätzchen ist dann nicht zu finden. Alle Welt braucht dann ein Buch, eine Information, einen schönen Film … und die Kleinen kommen zur Vorlesestunde oder schreiben in Workshops eigene Geschichten.

Doch manchmal macht die Belegschaft schlapp und liegt gehäuft und krank in ihren Betten. Einige durften auch Urlaub nehmen oder müssen gerade jetzt zu wichtigen Schulungen gehen. In der Stadtbibliothek des Nachbarstädtchens kam es ganz schlimm: Die dortige Bibliothek musste eine ganze Woche aus Krankheitsgründen geschlossen werden.

Nun ist diese Nachbarstadt so klein, dass sie keine eigene Zeitung hat. Zum Ausgleich bringt unsere größte Zeitung regelmäßig eine Seite mit lokalen Meldungen von dort. So sind immer alle gut unterrichtet, was überall los ist.

Dann verebbte plötzlich der Besucherstrom im Hause unserer Bibliotheksdirektorin– ein seltsames und unerklärbares Phänomen in der herbstlichen Ferienzeit. Die Bibliothek war gähnend leer und gespenstisch ruhig. Gleich mehrmals fragte die wenige, verbliebene Kundschaft nach, wann wir denn jetzt schließen würden, sie hätten das doch in der Zeitung gelesen.

Und da kapierte unsere Direktorin endlich, was passiert war: Weiterlesen

Verfügbarkeitsquote

Bibliothekskundinnen und -kunden verfügen über Bibliotheksdirektorinnen, wann immer sie ihrer habhaft werden können. Das ist immer liebevoll, anerkennend und freudig gemeint.

In der Stadt– die Direkorin ist gerade schwer bepackt mit einer Gießkanne und diversen Bilderrahmen für Bibliotheksaushänge– geht es meistens mit den Worten los:

„Ach! Wo ich Sie grad sehe …“

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Frauchen mit Fox Terrier

Ich mag Tiere, Hunde sogar besonders gerne!

Meiner hieß Fusel, hatte graue Locken und war störrisch wie ein Esel. Lesen konnte er nicht! 😉

Er jagte gerne allen möglichen Sub- und Objekten nach, mindestens so groß wie ein Reh mussten sie aber sein. Stramme Männerwaden fand er besonders klasse, aber er nahm auch Kühe oder 2 CVs. Das Geräusch meiner alten Ente kannte er nämlich genau, und wenn eine dieser Knatterenten vorbeifuhr, spurtete er gleich freudig hinterher. Jedes zweite Mal jagte er dann einer wildfremden Ente hinterher und guckte hinterher blöd.

Leider ist er in hohem Alter verstorben und ich mache mir nun langsam Vorwürfe: Er hat nie die Bibliothek von innen gesehen! Warum? …

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Handystress im Haupteingang

Bibliotheken waren mal ein Ort der kontemplativen Ruhe!

Man konnte sich dort irgendwo niederlassen, leise in spannenden Büchern blättern und lesen, bis man einschlief. Das ist in den besten Lesesälen vorgekommen. Auch heutzutage werden in den Abendstunden unsere Gäste oftmals müde und halten dann im Lesecafé, das von außen so gut zu betrachten ist, gerne ein Nickerchen. Zusammengesunken über ihrer Lektüre bieten sie dem Betrachter ein friedliches Bild. Nebenan, in der Kinderbibliothek, sinken abgekämpfte Mamas schon mal auf den weichen Sofas in sich zusammen, blinzeln noch mal kurz und sind in null Komma nix eingeschlafen.

Im Unterschied zur ersten Schläfergruppe sind die Mamas völlig pflegeleicht: Sie schlafen feste durch, auch wenn drumherum der größte Krach veranstaltet wird. Die Lesecafé-Schläfer (das sind überwiegend Männer! 😉 ) aber sind eigenwillig. Tosende, schräge, plärrende oder quickende Handy-Klingeltöne lassen sie permanent hochschrecken, so dass an einen geruhsamen und gesunden Schlaf nicht zu denken ist. Dreimal geweckt stehen sie dann endlich missgelaunt auf, um sich zu beschweren und verlangen Regeln. So entstand das Handy-Verbot. Weiterlesen

Krabbeln für die Suchtwoche

Der Aktionstag zur Suchtwoche 2007 war spannend!

Neben den üblichen Verdächtigen und professionellen Suchtberatern hielt uns ein Drehteam des WDR auf Trab, und der Leiter des Gesundheitsamtes kam kurz vor seinem Interview-Auftritt schön und gepudert aus der Männertoilette, die kurzerhand zur Maske umfunktioniert worden war. Die Bibliotheksdirektorin gewann gleich zu Beginn 100 Punke, weil Sie beim feinmotorischen Spieletest an der Holzwand die Kugel sicher nach oben balancierte. Es gab Filme, Cocktailheftchen und alles Denkbare zum Thema Alkoholabhängigkeit.

Doch einer hatte die Einladung missverstanden …

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Omas am Bookshelf

Da stand wieder eine und umkreiste das Bücherregal unserer Bookcrossing-Zone. Es stand Ihr auf die Stirn geschrieben, dass sie die Utta Danella, die dort lag, gerne einpacken würde. Aber irgendwie misstraute sie der Sache und wartete vielleicht darauf, dass ich endlich verschwände.

„Wissen Sie, wie das Bookcrossing funktioniert?“ sprach ich sie freundlich an.

„Das muss ich auch nicht wissen!“ wurde ich angebellt. „Ich bin 87 Jahre alt und so einen neumodischen Quatsch muss ich nicht mitmachen!“ schnauzte sie weiter und stampfte mit dem Gehstock auf, so dass ich meine Füße mal flott in Sicherheit brachte.

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Lesen und lachen bis der Arzt kommt

Unsere Direktorin hatte mal wieder das Zipperlein. Seit Monaten humpelte sie mit defektem Hüftgelenk durch die Gegend, hopste bei ihren Fortbildungen unter Schwungtüchern her und war dann im Büro malade. Typisch! Wenn sie dann mal Zeit hatte, hatte der Orthopäde keine; wenn der konnte, war sie verhindert. Ein Termin musste also her! Monate später saß sie im Wartezimmer, die Hüfte hatte sich– frei nach dem Motto „Wat von selbst kommt, jeht auch von selbst“ wieder beruhigt, aber Termin ist schließlich Termin, und man kann ja schon mal präventiv arbeiten.

Das Wartezimmer war voll, und alle Leute hatten säuerlich-griesgrämige Gesichter. Eine Stunde saß die Bibliotheksdirektorin nun schon herum und beschäftigte sich sinnvoll: Sie las! Erst ein Buch zu Ende, und dann die beiden Lokalzeitungen. Die Überschrift einer kleinen Notiz machte sie neugierig, dort stand nämich: „Halt mal die Frau Meier ab!“ Die kleine Glosse war richtig lustig geschrieben und behandelte die kurze und knapp-funktionale Sprache in der Gastronomie. Nicht dass man glaubt, Frau Meier müsse zur Toilette! 😉

Unsere Direktorin fing an zu grinsen, gluckste bald in sich rein und explodierte schließlich mit einem fröhlich-lauten Gelächter. Ja, was glauben Sie, was das griesgrämige Wartezimmer daraufhin machte?

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