Wer lesen kann …

Die Direktorin war in München, um einen Workshop für 20 bayerische Kolleginnen und Kollegen zu halten.  In der ehrwürdigen Bayerischen Staatsbibliothek wirkte das Thema fast zu locker:  „Echt cool! Voll fett! Wie holt man Jugendliche in die Bibliothek?“ Der Veranstaltungsraum lag auf der sonst eher ruhigen  Direktionsetage der Staatsbibliothek, die unter anderem auch Inkunabeln und andere Kostbarkeiten sammelt und für die Nachwelt konserviert. Die Schätze sind wertvoll, dementsprechend leise und ehrerbietig benimmt sich die Nutzerschaft.

Die Direktorin schaffte es in der knapp bemessenen Mittagspause, Einlass in die Bibliothek zu erhalten. Der erste Security-Mann ließ sie passieren, da ein Kollege der bayerischen Fachstelle für Bibliotheken für sie bürgte.  Erwartungsvoll betrat sie den riesigen Lesesaal, hob vorsichtig die Füße und versuchte, geräuschlos über den Teppichboden zu gleiten. Es war jedoch wie immer: Hunderte von Menschen dösten hier, schliefen, meditierten oder hingen einfach ab, einige müffelten vor sich hin, schätzungsweise die Hälfte las konzentriert.

Die Direktorin verließ den Schlafsaal und machte sich auf, die Schatzkammer zu erkunden. Auch der zweite Security-Mann ließ sie ein, klaute ihr dafür aber die Handtasche. Der Lesesaal der Schatzkammer war es jedoch wert: Allein die Bleibänder zum Beschweren der großen Folianten waren beeindruckend. Ein Buch zum Angucken hätte allerdings vorab per Leihschein bestellt werden müssen. Also zog die Direktorin wieder ab und schaute sich gleich hinterm Eingang die kleine Vitrinenausstellung wertvoller Handschriften an. Der Raum war abgedunkelt und klimatisiert und hatte zwei Besucher: Eine ältere Dame nebst … Weiterlesen

Fett oder fit

Lesenächte sind bei Kindern sehr beliebt, und die Bibliotheksdirektorin hatte bei der letzten wieder eine schöne Rolle: Sie spielte die Schuldirektorin in der „Schule der Bücher“ und war gleichzeitig die einzige Sportlehrerin. Vier Sportstunden mit je 20 Schülerinnen und Schülern im Altern von 8 bis 10 Jahren standen auf dem Stundenplan. Auf die Frage, warum denn Sport so wichtig sei, kamen die Kids immer irgendwann auf die Antwort: „Damit wir nicht so fett werden!“

Die Musik startete, alle mussten den Rhythmus spüren, in den Knien wippen und es ging los!

Side-to-side und  kicken: 16-mal ; side-to-side und boxen: 16-mal. Dann Klatschen statt Boxen!  Double rechts,  Double links und– alles von vorn!

Der W-Step war zu schwer, doch die Sit-ups klappten einigermaßen. Einige pfuschten kräftig: Sie machten aus dem Bauchtraining eine Schaukelübung oder hoben nur faul ihren Kopf. Am Ende kam das unvermeidliche Stretching. Weiterlesen

Ordnung muss sein

Der Junge war vielleicht 6 Jahre alt und hatte schon ein markantes Gesicht. Zielsicher schritt er an die Theke der Kinderbibliothek und traf auf die Bibliotheksdirektorin.

„Kann ich bitte eine eine Eintrittskarte zu der Vorleseaktion ‚Theke oder Tonne‘ bekommen?“ Die Direktorin erfreute sich an der wohlfeilen Formulierung,  führte seinen Wunsch aus und verlangte den Eintrittspreis: 5 Cent – der Rabatt war schon abgezogen.

Das Kerlchen hatte die 5 Cent schon parat, nahm die Eintrittskarte entgegen und blickte die Direktorin mit gerunzelter Stirn an. „Stimmt etwas nicht?“ fragte sie. Weiterlesen

Zicke am Strand

Die Direktorin genoss ihren Urlaub. Sie verschwieg nun lieber ihren Beruf und sprach stattdessen nur noch lose von der Medienbranche: e-papers, newspapers, e-books. Die frisch eingetroffenen Briten waren „just impressed“, der fidele Rentner war schon abgereist und das Lesen am am Strand erzeugte keine Verdachtsmomente.

Der Zickenüberfall passierte gegen 16 Uhr. Weit oben am Berg stehend hatten sie uns Strandbewohner tagelang beobachtet und stapften nun wild entschlossen bergab. Die Böcke sicherten in der letzten Kurve die Straße, am Zugang zum Strand hielten die kräftigsten Meckerziegen Wache und ließen ihre beste Zicke auf uns los, ein drahtiges beige-braunes Tier. „Määäh!“

Erschreckt sprangen die Urlauber von den Handtüchern. „Määäh!“

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Verstaubt am Strand

Auch eine Direktorin macht mal Urlaub! Im Koffer lag für jeden Tag ein Schmöker, weshalb die Kofferwaage am Flughafen deutliche 24,5 kg anzeigte. Zum Glück kam sie damit ohne Nachzahlung durch und landete wenige Stunden später am Meer.

Das Ferienprogramm war übersichtlich: baden, rumliegen, lesen, schlafen, sonnenbaden, dösen, Ziegen angucken, frischen Saft trinken und lecker essen. Abends ging das internationale Publikum an die Bar und bis auf wenige Ausnahmen sprachen nur die Briten ein einwandfreies Englisch. Das machte aber nichts, denn die Livemusik übertönte alle Sprachprobleme. Am 5. Abend schaffte es die kleine, blonde Sängerin, dass alle, wirklich alle Gäste aus den Sesseln zum Hopsen kamen.

Da tanzten … Weiterlesen

Ziele oder Fenstersturz

Die Bibliothek hatte zu einem Workshop eingeladen: Gestandene Fachleute tagten zu dem Thema: „Zielgruppenarbeit – Wie verkaufe ich mich und meine Bibliothek richtig?“ Um 10 Uhr ging es los und gleichzeitig klingelte das Telefon! Dummerweise war die Direktorin etwas spät dran  und nahm den Hörer ab.

Das Fernsehen war in der Leitung: „Wir kommen dann jetzt gleich, na, sagen wir mal so gegen 11 Uhr, und drehen bei Ihnen ein paar Bilder von den Experten, ja?“  Hoppla! Die besagte Expertenrunde tagte also erstmal ohne die Direktorin, denn die bekam jetzt Stress: Eine offizielle Drehgenehmigung musste her! Die anrufen, dem Bescheid sagen, hier auf den Pinn laufen, dort den Fernsehmann beschwichtigen. Dann alles wiederholen: Drei Stunden später war nichts geklärt und die dritte Telefonrunde startete in umgekehrter Reihenfolge.

Der  Fernsehbeitrag sollte natürlich spannend inszeniert werden! Strategien, knappe Kassen, klare Ziele und richtige Prinzipien: Der thematische Fokus war vielversprechend! Die Drehgenehmigung ließ weiter auf sich warten!

Neue Nachrichten trudelten ein: In der  Nachbarstadt hatte sich eine Frau aus dem Fenster gestürzt! Der Fernsehmann entschied sich um und fuhr erstmal dorthin. Der eben noch so  tolle Zieleworkshop verlor rapide an medialer Wichtigkeit. Aber jetzt war endlich die Drehgenehmigung da, wie unpassend! Na, egal, vielleicht könnte die Direktorin doch noch an der Expertenrunde teilnehmen …

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Solo an der Ausleihtheke

Bibliotheken sind Orte der Stille– zumindest versuchen sie das zu sein! Das soll durch Regeln, Hinweise oder auch den Einsatz entsprechender Geräte bewerkstelligt werden.

Zu diesen  Geräten gehören auch CD-Abhörstationen: Verteilt im ganzen Haus kann man dort stundenlang sitzen, träumen, sich ausruhen, mit den Füßen wippen, eine kleine Auszeit nehmen und derweil Hörbucher, Popmusik, Meditationsklänge oder anderes anhören.

Unsere Direktorin kam zur abendlichen Öffnungsstunde an die Ausleihtheke. Sie schaute sich irritiert um– sangen die Kolleginnen jetzt neuerdings bei der während der Ausleihe? Das musste aber noch besser werden! Ein genauer Blick genügte: Nein, die Damen lächelten, sangen aber nicht. „Wer singt denn da so schief?“ fragte sie staunend … Weiterlesen

Von wahren Bürsten und Hühnertorten

Die Direktorin war mal wieder sehr in Eile: Im Höbelmaus hatte sie noch schnell ein sotes Rofa ausgesucht, hatte den Püf-Trüvbericht kaum gelesen und platzte durchaus zu spät in die Sitzung.

„Ohne Silterfortware geht hier nix!“ rief sie schwungvoll und schaute suchend auf dem Tisch herum. „Ich will jetzt nicht in dasselbe Huhn torten, aber sonst verglaube ich die Liere an die Menschheit!

Wenn allerdings die Schokolade schon ille ast, dann gehe ich wieder, ok? Wenn euch gleich noch was einruft, dann fällt ihr an, oder soll ich gleich zurufrücken? Ich habe da noch einen mähnigen Säumer, der mir meine knapp befressene Meizeit stiehlt. Ein Bild muss ich auch noch aufhängen, aber das geht ja flott: Ich nehme einfach den Hammel und haue damit auf den Nager. Irgendwo in der letzten Kelle des Eckers habe ich einen gesehen …“ Weiterlesen

Der Direktorin liebstes Hobby

Der Montag begann chaotisch: Die Notbeleuchtung ging nicht aus, dafür die Lüftungsanlage nicht an. Die Bibliotheksdirektorin suchte eine Stunde lang die Post: Der Postbote hatte den grünen Sack mal wieder irgendwo in die Rabatten geworfen– sie fand ihn zwischen den Blumenkübeln, sehr gut getarnt. Die kleinen Geistesblitze, die der Direktorin bei dem Gerenne durch den Kopf schossen, ignorierte sie geflissentlich:  Selbstverständlich war das alles ihr Job.

Um 17 Uhr knallte es dann richtig: Auf der Herrentoilette hatte sich eine schwere Metallplatte aus der Deckenhalterung gelöst und war einem Besucher, einem Touristen, auf den Kopf gefallen– der gleich zum Arzt, die Direktorin ans Telefon. Da hatte wohl einer bei der Reparatur vor drei Tagen die Platte nicht wieder richtig eingesetzt.

Fünfundvierzig Minuten und zwölf Telefonate später schnauzte sie den Gebäudemenschen auf der anderen Seite dann endlich an:

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Superblogs 2008

Hitflip Superblogs 2007

Ich freue mich, dass die „Büchertage“ auch 2008 für die Superblogs nominiert wurden. Bis zum 17.07.2008 kann abgestimmt werden. Zur Abstimmung geht es mit einem Klick auf das obenstehende Logo.